Wir verwenden im Alltag viel zu oft Wörter oder Formulierungen, deren wahrer Auswirkung auf unseren Gesprächspartner oder die Gesprächssituation wir zu wenig Bedeutung beimessen. Durch positive Sprache können Sie das Risiko von Missverständnissen, Verärgerungen, Ablehnungen und anderen Störungen verringern. Eine hundertprozentige Sicherheit, dieses Ziel zu erreichen, haben Sie dennoch nicht. Aber Sie können beginnen und sich der Wirkung von Wörtern stärker bewusst zu sein.
Positive Sprache – Nach dem Small Talk hagelt es Verletzungen in der Sprache
Wie oft haben Sie sich im Vorfeld eines Gespräches Gedanken über Themen für einen gelungenen Smalltalk gemacht oder wie Sie den Smalltalk zu Beginn des Gespräches gestalten sollen? Sobald dann das „wirkliche“ Gespräch beginnt, scheint vielen Gesprächspartnern die positive Beziehungsebene vernachlässigbar. Sie verwenden Formulierungen, deren Sinn fragwürdig ist. Da heißt es dann: „Ich würde Sie gerne mal fragen …“. „Das ist unmöglich“, ist auch verbreitet. Spannende Reaktionen erzeugt auch: „Sie müssen mir erläutern …“ Ganz zu schweigen vom hundertfach gehörten und berühmt berüchtigten „Aber“ oder noch schlimmer „Ja, aber“.
Positive Sprache bedeutet, fair sein
Haben Sie schon einmal ein Meeting erlebt, in dem jemand sehr aktiv war und dabei sehr häufig das Wort „Aber“ verwendet? Dies kann körperliche Schmerzen bereiten. Den meisten dieser Menschen ist auch gar nicht bewusst, welche Botschaft oder Verletzungen sie damit transportieren. Fragen Sie einmal in Ihrem Umfeld, was Ihre Freunde mit dieser Aussage verbinden. „Ja, aber“ ist für viele gleichbedeutend mit einem „Nein“. Zugleich hat diese Aussage etwas Unfaires an sich. Sie sagen: „Ja“, meinen das Gegenteil und Sie sind auch nicht so ehrlich, dies klar zu benennen. Wenn Sie wirklich die Meinung des Gegenübers wertschätzen wollen und zugleich Ihre eigene Sicht noch als Diskussionspunkt vorbringen möchten, dann finden Sie hier eine bessere Variante.
Positive Sprache heißt, Sprachmuster vermeiden
Ja, Sie haben recht. Ein einzelnes „Ja, aber“ zerstört noch keine Beziehung. Verwenden Sie es jedoch gehäuft, so wirkt sich dies störend auf die Kommunikation und damit auf den Gesprächsfortschritt aus. Für Sie ist es also wichtig, bestimmte Stereotype zu vermeiden. Es gibt darüber hinaus eine Menge mehr von diesen Störfaktoren, auf die Menschen allergisch reagieren. Sie denken sicher gerade nach, worauf Sie allergisch reagieren. Und manche von Ihnen müssen sehr lange nachdenken. Wie wollen Sie also die Allergene Ihrer Gesprächspartner herausfinden? Vor den Gesprächen um eine Stellungnahme zu diesem Thema bitten? Sicher nicht. Daher sollten Sie einfach auf die typischen Störfaktoren verzichten, die Menschen sehr häufig benennen. Mit dem Vermeiden dieser Allergene haben Sie gute Chancen, auch weiterhin auf eine positive Beziehungsebene zu bauen. Daher heißt das Vermeiden dieser Allergene auch „positive Sprache“. Die wichtigsten Punkte finden Sie nachfolgend.
Positive Sprache bedeutet, konkret sein
„Hätte, hätte, Fahrradkette“, ist ein Spruch, den ich oft von Teilnehmern höre. Konjunktive am falschen Platz, reizen, nerven und sind oft provokant. Solche Konjunktive, die inhaltslos sind und oft eine falsch verstandene Höflichkeitsformel verkörpern, bezeichnen wir gerne als kraftlose Konjunktive. Wer hat das nicht schon einmal erlebt. Ihr Kollege sagt: „Ich würde Sie gerne fragen, ob Sie der gleichen Meinung sind.“ Er kann doch direkt fragen: „Wie ist Ihre Meinung dazu?“ Falls Sie sich für kraftvolle Konjunktive interessieren, schauen Sie einmal hier. Neben diesen Konjunktiven sind Weichmacher, Relativierungen und Generalisierungen mindestens genauso wenig konkret. Ihr Unterbewusstsein streut immer dann einen Weichmacher ein, wenn die Aussage nicht hundertprozentig zutrifft. „In der Regel bekommen Sie eine Gutschrift“ deutet an, dass Sie sich nicht sicher sind. Klären Sie den Sachverhalt doch einfach. Sagen Sie entsprechend: „Ich kläre das für Sie.“ Genauso verschwommen klingen Relativierungen. „Das ist gar nicht schlecht“, ist schwer zu verarbeiten. Sagen Sie doch einfach: „Ich finde es gut.“ Gegebenenfalls benennen Sie dann Punkte, die aus Ihrer Sicht noch besser sein könnten. Um konkret zu sein, kann es hilfreich sein, Ihre Aussagen auch genau spezifizieren. Vielleicht hören Sie öfter den Satz: „Das geht nicht.“ Zu diesen unangenehmen Formulierungen gehört auch: „Das stimmt nicht.“ Sicherlich, es mag Situationen geben, in denen die Umsetzung einer Idee faktisch ausgeschlossen ist. In der Praxis verwenden wir solche Formulierungen häufig eher unbedarfter. Oftmals geht es nur darum, die Ablehnung einer Idee auszudrücken. Tatsächlich erheben wir aber in diesem Moment unsere Sichtweise auf diese Idee zu der einzig zulässigen Sichtweise. Wie Sie damit geschickter umgehen können, finden Sie hier.
Positive Sprache erleichtert den richtigen Empfang Ihrer Botschaft
Wer von Ihnen hat bei einem Schild: „Nicht berühren, frisch gestrichen“, nicht schon einmal testweise angefasst? Und sich dann auch noch darüber geärgert, dass die Finger voller Farbe waren. Einigen Worte oder Wortgruppen sorgen gerne für widersprüchliche Botschaften oder Missverständnisse. Häufig sind Negationen der Grund für widersprüchliche Botschaften. „Ich kläre das für Sie. Dauert nicht lange.“ Die empfangene Botschaft könnten „lange“ sein. Sie wünschen sich sicher lieber eine schnelle als eine lange Klärung. Daher ist folgende Formulierung zielführender: „Ich kläre das schnellstmöglich für Sie.“ Das Dechiffrieren eines Satzes mit „Nicht“ oder „Kein“ hat seine Tücken. Ihrem Gehirn fehlt ein Sinnesorgan für Negationen und muss daher in solchen Fällen eine hochkomplexe Dechiffrierarbeit leisten. Hinsichtlich vermeidbarer Missverständnisse im Business Kontext habe ich Abkürzungen als häufige Ursache erlebt. Natürlich haben Abkürzungen ihre Daseinsberechtigung. Sie haben ihren Ursprung meist in der schriftlichen Darstellung. Der Grund für ihre Nutzung liegt in der platzsparenden Schreibweise und in der beschleunigten Kommunikation innerhalb einer Gruppe mit gleichem Kontext. Genau in diesem kontextbedingten Ursprung sind die Probleme in der Verwendung von „Abks“ begründet. Abks? Abkürzungen. Ihre Anwendung erfolgt oft außerhalb der Zielgruppe. Es gilt daher für Sie, erst einmal den Wortschatz anzugleichen. Noch schwieriger ist es, wenn die gleiche Abkürzung in verschiedenen Branchen eine andere Bedeutung hat.
Positive Sprache kann Bullshit-Bingo reduzieren
„Probleme“ sind seit ca. zehn Jahren „Herausforderungen“. Seien Sie ehrlich, wie oft haben Sie bei dem Wort „Herausforderung“ in den letzten Wochen und Monaten gedacht: „Sag doch einfach Problem.“ Herausforderung ist heute das Reizwort, welches Problem vor zehn Jahren war. Die Substitution eines einzelnen Wortes durch ein neues Wort sorgt dafür, dass dieses neue Wort selbst wiederum zum Reizwort wird. Hier hilft oft, den Sachverhalt durch eine völlig andere Beschreibung zu benennen. Statt über ein Problem zu sprechen, könnten Sie sagen: „Ich denke, wir schauen uns diese Stelle besser noch genauer an, um eine bestmögliche Qualität zu liefern.“ Wichtig ist für Sie auch, innerhalb einer Gruppe von Spezialisten, bei den Fachtermini zu bleiben. Betriebswirte stimmen keinesfalls einem anderen Begriff als „Kosten“ zu, wenn es um Kosten geht. In Gesprächen verwenden Gesprächspartner jedoch gerne aus rein psychologischen Gesichtspunkten andere Begriffe, auch wenn es sich weiter um Kosten dreht. Kosten bedeuten einen finanziellen Mittelabfluss. Die Situation wäre angenehmer, wenn Sie diesen Mittelabfluss als solchen gar nicht wahrnehmen würden oder Sie für diesen Mittelabfluss einen Gegenwert vermittelt bekämen. Daher sind Kosten in diesen Gesprächen plötzlich Investitionen, Aufwände, Budgets oder Volumen. Rein betriebswirtschaftlich natürlich etwas anderes als Kosten. Gleiches gilt z.B. für das Wort „Vertrag“. Unter Juristen notwendig; im B2B-Bereich finden Sie eher Vereinbarungen als Verträge.
Positive Sprache sorgt für ein gerechteres Kommunikationsempfinden
Menschen gehen sehr schnell in eine Kontrahaltung, wenn ihnen die Wahrnehmung als Individuum fehlt, sie sich in irgendeiner Weise abgestempelt fühlen oder sie Befehle erteilt bekommen. Die fehlerhafte Wahrnehmung finden Sie u.a. bei der Verwendung von „man“. Zuschreibungen wie „Du bist unsicher“ sind ebenso verpönt wir. „Ich empfinde Dich als unsicher“, ist wiederum in Ordnung. Sie keinen diese Thematik sicher aus dem Feedback-Prozess. Befehle sind dann noch ein weiteres Beispiel für eine ungerechte Kommunikation. Im Rettungswagen kann es keine Diskussion darüber geben, ob der Rettungssanitäter gerade Zeit hat, dem Notarzt die lebensrettende Spritze für den Patienten zu reichen. Eine solche Situation erfordert eine eindeutige Ansage: „Geben Sie mir die Spritze!“ In den meisten anderen beruflichen Kontexten, gibt es eine deutlich sozialverträglichere Kommunikation. „Bringen Sie mir die Unterlagen“ klingt hart. Durch das Signalwort „bitte“ erzeugen Sie eine bessere Formulierung: „Bitte bringen Sie mir die Unterlagen.“ Dieser Bitte können Sie sich kaum entgegenstellen. Wichtig für Sie ist, dass Sie dieses Signalwort am besten zu Beginn setzen. Zum einen öffnet es dort Ihren Gesprächspartner für Ihr Ansinnen. Zum anderen geht ein „Bitte“ im Satz genauso schnell verloren wie ein „Nicht“, und die erwünschte Wirkung verpufft. In vielen Fällen können Sie Ihre Bedürfnisse benennen, statt anderen Menschen Befehle zu erteilen. „Dazu müssen Sie mir die Bilanzen der letzten Jahre vorlegen“ klingt sehr streng und erzeugt eventuell Widerstand. „Ich benötige die Bilanzen der letzten Jahre, um Ihnen helfen zu können“, macht Ihr Leben leichter.
Positive Sprache – Die Sache mit dem „Aber“
Kommen wir zurück zum Beginn dieses Artikels. Was ist nun mit dem „Aber“? Ein „Aber“ kann ein phantastisches rhetorisches Stilmittel sein. Gut betont, an der richtigen Stelle und bewusst eingesetzt. Inflationär verwendet, reizt es Ihre Gesprächspartner. Viele „Aber“-Redner kennen ihr Sprachmuster gar nicht. Sie verwenden das Wort einfach so und oft an Stellen, an denen es überflüssig ist: „Aber ich finde …“ Ein: „Ich finde …“ reicht auch. Überprüfen Sie Ihr „Aber“. In vielen Fällen kann es entfallen. An anderer Stelle ist ein „Und“ eine positivere Variante. Wenn Sie eine andere Sichtweise auf ein Thema haben als Ihr Gesprächspartner, können Sie im ersten Schritt nur eines erreichen: eine wertschätzende Diskussion über die unterschiedlichen Sichtweisen. Für ein „Aber“ ist dabei wenig Platz. Es schürt oft unbewusst die Konfrontation.
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