Nachdem Sie es geschafft haben, ruhig und entspannt ( Entstressen vor Gesprächen) in den Termin hineinzugehen, wollen Sie diesen Zustand natürlich auch während des Termins beibehalten. Sie wissen um die negativen Auswirkungen von Stress auf ihr Wahrnehmungs- und Denkvermögen. Wie schnell das passieren kann, erleben wir in fast jedem unserer Trainings. Ein Beispiel dafür sind Rollenspiele oder Praxissimulationen. Das einfachste Rollenspiel ist für manche Teilnehmer schon Stress. Ich habe in simulierten Verhandlungen schon erlebt, wie es für einzelne Beteiligte unmöglich war, zwei Zahlen zu addieren. Wenn Sie diese Situation nun auf Ihre eigentlichen Gesprächssituationen übertragen, merken Sie wie wichtig es ist, auch während Ihrer Gespräche am Stresslevel zu arbeiten. Haben Sie Ihren Stress besser im Griff, sinkt das Risiko, dass Sie die Sachebene im Gespräch verlassen und sich in Emotionalität verlieren. Was also tun, wenn das Blut zu kochen beginnt und die Atmung hektisch wird? Atmen Sie und zwar richtig. Unter Stress laufen in Ihrem Körper eine Reihe von Reaktionen ab. Sie durchlaufen eine Art Notfallprozedur: Blut wird in die Beine gepumpt, Blutdruck und Temperatur steigen, Sie schwitzen, um den Körper zu kühlen und atmen schneller, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Aktiv in diesen Prozess eingreifen können Sie nur bei der Atmung.
Tiefe Bauchatmung – Das sind wir von Natur aus
Sie kommen auf die Welt und atmen tief in den Bauch. Irgendwann kommt jemand und sagt Ihnen, dass Bauch in unserer Gesellschaft nicht so ganz cool ist. Schon sind Sie in der kurzen und sauerstoffarmen Brustatmung. In die Brust gehört die Atmung nur hin, wenn Ihr Körper keine Zeit hat, tief zu atmen, etwa beim Sport oder wenn Sie als Frau schwanger sind. In Gesprächen haben sie aber genug Zeit. Testen Sie einmal bei sich selbst, wie Sie wirklich atmen. Stellen Sie sich seitlich zu einem Spiegel, beobachten Sie Ihren Bauch beim Einatmen und lernen Sie wieder tief in den Bauch einzuatmen. Nahezu niemand wird dies in einem Gespräch erkennen oder sich daran stören. Ihr bewusstes Atmen werden die Personen bemerken, die auf diese körperlichen Signale trainiert sind. Und bei einer derart erfahrenen Person ist auch das egal. Sie wird Sie auch so „lesen“ können, egal ob mit oder ohne tiefe Bauchatmung. Sie können versuchen, die bewusste tiefe Bauchatmung einfach zu Ihrer normalen Atmung zu machen, dann fällt auch nicht auf, wenn Sie plötzlich in einer Verhandlung beginnen, tief zu atmen. Also schön tief in den Bauch atmen und das am besten den ganzen Tag.
Mood Food hilft in den Gesprächen zu entstressen
Zucker- und kohlenhydrathaltiges Essen ist stimmungsaufhellend. Greifen Sie zu. Auch wenn Karotten-Sticks mit Quark gesünder sind, sie haben leider nicht diesen Stimmungseffekt. Gebäck, belegte Brötchen sind daher Klassiker. Ihr Gehirn braucht Zucker zum Denken. Außerdem soll das Verdauen angeblich helfen, dass Sie Ihren Bauch entspannen.
Kaffee oder Tee? Wie immer scheiden sich an diesen Getränken die Geister. Die eine Partei greift gerne auf diese Getränke zurück, weil sie aufputschen können und weil man mit Kaffeetassen herrliche Psycho-Spielchen in Verhandlungen treiben kann. Die andere Partei meidet diese Getränke, weil sie Ihnen eine nur kurzzeitig belebende Wirkung zusprechen und Angst haben, danach in ein tiefes Aufmerksamkeitsdefizit zu fallen. Ich denke, dies ist eine Frage des Grundkonsums an Kaffee, den Sie täglich zu sich nehmen. Wenn Sie Kaffee oder Tee meiden wollen, sollten Sie überlegen, dennoch eine Tasse anzunehmen und nur so zu tun, als würden Sie trinken. Das Getränk besitzt einen verbindenden Charakter. Es auszuschlagen, würde eine Störung in der Beziehung erzeugen und genau solche Effekte wollen wir in Verhandlungen vermeiden.
Entstressen durch Zählen
Bei der Bauchatmung haben Sie schon die stressbedingte Notfallprozedur kennengelernt. Versuchen Sie Ihren Körper zu überlisten, damit er durch eine Ablenkung aus dieser Prozedur herausspringt. In eingefahrenen Situationen knallen manche Gesprächspartner den Schlüssel lautstark auf den Tisch. Sie wollen damit erreichen, dass Sie durch den Schreck wieder bei der Sache sind. Sie selbst können dies bei sich mit einem komplexen Zählspiel machen. Es klingt ganz einfach, aber versuchen Sie es selbst. Zählen Sie für sich selbst von 301 rückwärst in 3er-Schritten: 301, 298, 295, etc. Sie werden merken, dass Sie irgendwann nicht mehr einfach so zählen können, sondern überlegen müssen. Genau in diesem Moment verlässt Ihr Körper die Notfallprozedur. Er muss sich um das Zählen kümmern. Bitte, zählen Sie nur für sich selbst in Gedanken, nicht laut. Das würde in einem Gespräch komisch wirken.
Gehen Sie aus dem Kontakt – Pausen gezielt nutzen, um zu entstressen
Hilft gar nichts, gehen Sie für kurze Zeit aus der Situation heraus. Bitten Sie um eine kurze Pause und erfrischen Sie sich mit eiskaltem Wasser. Auch das „erschreckt“ Ihren Körper und Sie haben eine gute Chance aus der Notfallprozedur auszusteigen.
„Beam me up, Scotty“ – Vorsicht mit der Idee, sich einfach wegzuträumen
Immer wieder lese und höre ich, dass Personen sich einfach vorstellen an einem schönen Ort zu sein und so entstressen. Eine tolle Idee, wenn Sie nach einem anstrengenden Tag abschalten wollen. Und wenn Sie es noch nicht getan haben, wäre es genau jetzt der richtige Zeitpunkt, sich Gedanken über Ihren persönlichen Kraftort zu machen. An welchem Ort schöpfen Sie persönlich viel Kraft? Genau an diesen Ort könnten Sie sich dann wegträumen. Aber Vorsicht! Ich selbst halte dieses Ansatz für NICHT geeignet in Verhandlungen. Sie blockieren damit Ihr aktives Zuhören und die Gefahr, dass Ihnen wertvolle Informationen entgehen, ist einfach zu groß. Also Finger weg von Gedanken an den letzten Strandurlaub oder an das romantische Schloss im Allgäu, zumindest während des Gesprächs.
Sie merken, Sie können diverse Techniken anwenden, um Ihre Gespräche stressfreier zu gestalten und leistungsstärker in schwierigen Situationen zu bleiben. Testen Sie einfach in privaten Situationen, welche Technik zu Ihnen passt. Das Gute an diesen Techniken ist, dass Sie Ihnen insgesamt helfen, den Stress im Alltag zu reduzieren. Sie können diese Techniken im Beruf wie auch privat einsetzen und damit Ihrem Körper viel Gutes tun. Unseren Körper entstressen ist ein wichtiger Punkt, wenn Sie sich selbst gesund führen wollen. Also …
… viel Spaß beim Atmen.