Kleider machen Leute – 10 ungenutzte Potentiale in Präsentationen

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    Aktuell kursiert auf YouTube ein Video, in dem der amtierende US-Präsident Trump Schritt für Schritt „aufgepimpt“ wird. Seine viel zu großen Jacketts weichen einer guten Passform, die Krawatte wird hinsichtlich Breite, Länge und Farbe optimiert und die Hose bekommt endlich ein wenig Form. Und siehe da, er macht zumindest optisch einen deutlich präsenteren Eindruck.

    Kleidung ist im Gespräch das, was Sie bereits vorher bewusst manipulieren können. Und tatsächlich lassen Sie sich davon noch immer sehr viele Menschen verleiten. Sie schreiben mit Füller? Uih, das setzen viele Menschen mit wertschätzend, erfolgreich und zuverlässig gleich. Der Banker liebt seinen mittel- bis dunkelblauen Anzug.

    Wenn wir im Rahmen von Wirkungs-Workshops oder im Zusammenhang mit öffentlichen Auftritten das Thema Kleidung und Accessoires ansprechen, dann setzen das viele Teilnehmer mit einem „Frauen-Thema“ gleich. Achtung meine Herren. Bei Ihnen lauern aus unserer Erfahrung viel mehr Fettnäpfchen als bei den Frauen. Vielleicht liegt es daran, dass sich Männer weniger Gedanken um ihre Kleidung machen. Tatsächlich haben Sie als Mann aber durchaus mehr Aspekte, auf die Sie achten sollten.

    1. Sakko und Blazer – Wo sind nur Ihre Hände?

    90% der Männer in unseren Workshops haben Sakkos, die einfach nicht passen. Meist sind die Ärmel viel zu lang und das Sakko ist entweder zu eng oder lässt sich gar nicht schließen. Frauen teilen das gleiche Schicksal. Die meisten Frauen erscheinen, wenn wir um Business Outfit bitten, in einem Blazer, dessen Ärmel bis zur Mitte des Handtellers reichen. Das ist nicht schön und macht sie klein. Sie verschenken eine gute Chance in Ihrer Wirkung. Bei den Stoffen empfehlen wir Ihnen immer, einen „Fil a fil“-Stoff zu wählen. Er ist einerseits strapazierfähiger, andererseits wirken Sie für die meisten Betrachter wertiger und dynamischer.

    2. Hosen – Das Business definiert die No-Gos

    Modern sind derzeit eng geschnittene Hosen, die teils mehrere Zentimeter über den Schuhen enden. Modern ja, klassisch für den allgemeinen Business Kontext? Grenzwertig. Es kommt darauf an, was Ihr Kunde an Mode verträgt und auf Ihre Figur. Dieser Hosenschnitt sieht bei einem Hünen von 195 cm Körpergröße wenig vorteilhaft aus, auch wenn es modern ist. Die Hose sollte im konservativen Business Kontext noch immer die hintere Schuhkappe teilweise bedecken, ohne zugleich vorne in mehreren Falten aufzuliegen. Eine „Ziehharmonika“ ist ein absolutes NoGo. Auf Umschlaghosen dürfen Sie ebenfalls sehr gerne verzichten. Das war, glaueb ich, in den 80ern OK. Vieles andere ist eine Frage der persönlichen Vorliebe. Schräge Hosentaschen oder Paspeltaschen, eine oder zwei Taschen hinten. Eine leichte Bundfalte wird von denen gerne gewählt, die viel im Auto fahren müssen. Es ist bequemer.

    3. Hemden

    Wenn Sie im Sommer ein Kurzarmhemd tragen wollen, machen Sie das, ABER privat. Tragen Sie NIE ein Sakko und/oder eine Weste dazu. Wer stilvoll und klassisch-elegant auftreten will, wählt daher immer ein Langarmhemd. Im Hochsommer darf es auch schon mal an den Ärmeln hochgekrempelt werden. Schlüpft der Träger aber wieder in sein Sakko zurück, werden die Ärmel aber wieder herunter gekrempelt und die Hemdmanschetten geschlossen. Bei der Auswahl von Langarmhemden sollten Sie indes folgende Regeln beachten. Der Ärmel sollte bis zur Daumenwurzel reichen. Unter gemusterten Anzügen werden bitte nur einfarbige Hemden getragen. Die Manschette ragt stets rund einen Zentimeter unter dem Sakko-Ärmel heraus.

    Welche Manschette Sie wählen – eine einfache mit Knopf oder eine umgeschlagene Doppelmanschette mit Manschettenknöpfen – bleibt Ihnen überlassen. Bitte keine Brusttasche! Eine gut gefüllte Brusttasche mit drei Kulis, sechs Visitenkarten und einem Schreibblock oder Handy sehen nie nach jemandem aus, der etwas zu sagen oder Stil hat.

    Der Hemdkragen ist vielseitiger als mancher vielleicht ahnt. Wichtig ist nur, dass Sie den Kragen auch wirklich schließen können. Das ist leider sehr oft nicht gegeben. Ein Klassiker ist mittlerweile der Haifischkragen, mit ihm machen Sie kaum etwas verkehrt. Gedacht war er ursprünglich für besonders breite Krawatten, weil die sogenannten Kragenschenkel weit auseinander stehen. Ohne Krawatte getragen, wirken Haifischkragen meist zu offen. Achten Sie auch auf die Kragenstäbchen! Bei einem guten Hemd lassen sich diese (vor dem Waschen) herausnehmen und sind nicht nur aus Pappe, sondern aus biegsamem Kunststoff. Sie geben dem Hemdkragen später eine gewisse Steifheit und verhindern, dass die Spitzen hoch stehen. Ein Hemd wird immer ohne Krawatte getragen: der Button-Down-Kragen. Tatsächlich tragen in den USA viele Business Men Button-Down-Kragen mit Krawatte. Naja, aber da sind auch die gestreiften Krawatten in die andere Richtung gestreift.

    4. Schuhe

    Sauberkeit, Pflege und Absatzhöhe sind hier das A und O. Die Rolex am Handgelenk und zugleich abgelaufene Absätze ergeben kein stimmiges Bild. Wenn Sie Lederschuhe tragen, gönnen Sie Ihnen am Abend einen Schuhspanner und am nächsten Tag eine Pause. Bei Männern wird die Schuhfarbe immer liberaler gewertet. Braune Schuhe zu grauen oder blauen Anzügen gelten heute als „The Italian Style“ und ist selbst bei erzkonservativen britischen Bankern OK. Nur bitte nicht beim Staatsempfang. Für die Damen gelten 5-6 cm als gelungene Absatzhöhe. Auch wenn Frauentyp und Branche Abweichungen zulassen, testen Sie einmal die Wirkung von Absätzen mit 5-6 cm Absatzhöhe. Vorne am besten geschlossen. Nun ja, Sie arbeiten in einer Agentur, ohne Kundenkontakt. Da sind dann auch schon mal Flipflops OK.

    5. Accessoires – Krawatten, Schals und Schmuck

    Bei Schmuck gilt: Weniger ist mehr. Sie sind als Vortragender in einer exponierten Rolle und werden von einer Vielzahl von Zuhörern gescannt. Die Neidkultur ist weit verbreitet. Ist für Sie ein Siegelring normal, drohen Andere Sie als Poser abzutun. Auch wenn Sie selbst damit leben können, ist Understatement der geschicktere Weg.

    Schals mögen warm halten, nehmen Ihren Gesprächspartnern aber die Chance, genügend von Ihrer Körpersprache wahrzunehmen. Teils interpretieren Menschen das Tragen von Schals auch als „sich verstecken“. Bei Präsentationstrainings dokumentieren wir Sie mal mit und mal ohne Schal in Ihren Präsentationen. Ohne Schal wirken Sie auf die meisten Menschen dynamischer und offener. Viele sagen sogar kompetenter.

    Ein Appell an die Männer. Auch Krawatten unterliegen modischen Schwankungen. Und Krawattennadeln sind derzeit nicht sonderlich beliebt. Meiden Sie heute auch rote Krawatten. Sie wirken auf viele Zuhörer, u.a. durch das Auftreten von Donald Trump, eher belustigend. Viele empfinden diese Krawatten auch als armseligen Versuch, Autorität auszustrahlen.

    6. Das magische Dreieck der Herren

    Gürtel und Armbanduhren mit Lederarmband sollten farblich zur Farbe der Schuhe passen. Tragen Sie eine Uhr mit Edelstahlarmband, haben Sie es einfacher. Besitzt Ihre Hose Gürtelschlaufen, dann bitte, tragen Sie auch einen Gürtel. Und niemals Hosenträger und Gürtel gleichzeitig.

    7. Einstecktücher – Ein einfacher Hinweis auf einen guten Herrenausstatter

    Ihr Herrenausstatter verkauft Krawatten mit Einstecktüchern als Set im gleichen Design? Wenn das Einstecktuch hinsichtlich Material und Design identisch ist, verlassen Sie lieber den Laden. Hier sind Sie falsch. Das Einstecktuch hat niemals dasselbe Muster wie die Krawatte, passt aber farblich harmonisch dazu. Die Krawatte wiederum reicht exakt bis zur Gürtelschnalle – nicht länger, nicht kürzer.

    8. Farben – Anzahl und Ton sind entscheidend

    Vor allem Schwarz, Grau und Blau wirken meist kompetent, wenn auch nicht überall. Die Branche gibt die Usancen vor. Kontrast schwarz -weiß strahlt Respekt aus. Eine alte Dresscode-Regel besagt: je höher die Position, desto dunkler der Anzug. Dies gilt vor allem für die Chefetagen von Banken, Finanzdienstleistern und Versicherungen. Agenturen und Start-Ups ticken völlig anders. Meist gilt: Ok ist, was stylisch ist. Die meisten Stilberater empfehlen im klassischen Business Kontext maximal drei Farben miteinander zu kombinieren.

    9. Ausschnitt – Männer und Frauen haben Ihre individuellen Herausforderungen

    Anzug mit Hemd und ohne Krawatte ist derzeit „in“. Berücksichtigen Sie dabei bitte, dass in den meisten Branchen der Kragen des T-Shirts nicht aus dem Hemdkragen herausschauen sollte. Privat sieht dies u.U. sehr stylisch aus. Verwenden Sie im Business doch einfach V-Kragen bei Ihren T-Shirts.

    Für Frauen gibt es die Schlüsselbeinlinie. Der Ausschnitt sollte maximal bis kurz unter das Schlüsselbein reichen. Das mag sehr züchtig klingen. Aber denken Sie daran, wenn Sie sich bewegen, etwa nach vorne beugen, oder Sie sitzen und andere stehen, zeigen Sie unwillkürlich mehr.

    10. Transparenz – Den Durchblick zu haben, ist manchmal unerwünscht

    Wenn wir das Thema Transparenz in einem Präsentationstraining ansprechen,  kommt als erstes Beispiel der Klassiker: schwarzer BH unter weißer Bluse. Tatsächlich geht es bei Frauen aber auch um Hosen, sei es in weiß oder auch bei dünnen Materialien bei anderen Farben. Männer denken dabei immer, sie könnten sich schadlos aus der Affäre ziehen. Falsch. Bei Männern sind es die Ärmel des American Shirt unter dem dünnen weißen Hemd. Achten Sie daher auch auf das Material Ihrer Hemden. Es sollte dick genug sein. Tatsächlich gibt es für derartige Anlässe für Männer sogar hautfarbene Unterhemden. Vorstellen mag ich mir das jedoch nicht.

    Sie merken, das Thema Kleidung bietet eine Vielzahl von Stolperfallen. Dabei haben wir einige Themen wie Socken, Strumpfhosen und die individuelle Farbberatung noch gar nicht berücksichtigt. Wenn Sie nur ein wenig darauf achten, können Sie schon sehr viel an Ihrer eigenen Wirkung arbeiten. Beobachten Sie einfach mal Personen des öffentlichen Lebens in Fernsehsendungen. Dort werden Sie viele der oben genannten Fehler finden. Oder lassen Sie von Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin ein Foto von Ihnen in Busines Kleidung machen und verändern Sie dann gemäß obiger Vorgaben Ihre Kleidung. Bei Ärmeln reicht oft schon das Umschlagen und Sie sehen, wie viel präsenter Sie wirken. Also …

    … viel Spaß in der Umkleidekabine.

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